Schwaningerpost
High Society
Ein Blog von Hildegard Schwaninger
«Beste Party der Menschheitsgeschichte»
Nur wer laut schreit wird gehört. In Zeiten, wo Influencer, Marketing-Experten und narzisstisch Gestörte zu immer krasseren Superlativen greifen, um sich und ihre Angelegenheiten zu vermarkten, greift auch das Opernhaus, Hort der Seriosität und hohen Kunst, in diese Trickkiste.
Zum zweiten Mal findet im Frühling das Kostümfest unter dem Titel «Overdress» statt, und tollkühn bewirbt es das Opernhaus als «die beste Party der Menschheitsgeschichte».
Der 16.März 2024 wird es zeigen. Eintritt: 170 Franken.
Wer will, kann im Opernhaus ein kreatives Outfit kaufen. Beim Verkauf von Opernkostümen Anfang Februar.
Tanzfeste im Opernhaus Zürich sind eine Erfindung des Langzeit-Intendanten Alexander Pereira, des gebürtigen Wieners, der in Anlehnung an den weltberühmten Wiener Opernball, 1997 den Zürcher Opernball ins Leben rief. Er fand damals noch alternierend im Hotel Baur au Lac oder im Opernhaus statt. Selbst eher hölzerne Charaktere wie der damalige Verwaltungsratspräsident Josef Estermann gingen damals in einen Tanzkurs, um Walzer zu lernen.
Unter der Intendanz von Andreas Homoki wurde der Opernball (brachte jeweils gegen eine halbe Million Franken in die Opernhaus-Kasse) weitergeführt , nach der Corona-Pause als Maskenball «Overdress».
Was macht eigentlich Alexander Pereira heute? In Florenz, wo er den Maggio Musicale leitete, flog er – wegen horrender Spesenrechnungen – im Frühling 2023 hochkant hinaus. Er verrechnete Reisen nach Ibiza, horrende Hotelrechnungen, persönliche Einkäufe in Fisch- und anderen Delikatessenläden sowie in Antiquitätenläden auf Spesen des Opernhauses. Nicht nur der Stadtpräsident von Florenz war empört, Giorgia Meloni höchstpersönlich setzte sich ein, indem sie anregte, die Intendanten der italienischen Musentempel sollten in Zukunft italienische Staatsbürger sein.
Und so brodelt heute die Gerüchteküche um Alexander Pereira. Seine langjährige Gefährtin, die Brasilianerin Daniela des Souza, lebt als Modedesignerin in Mailand, wo sie eine Boutique besitzt. Sie soll schwanger sein, aber nicht von Herrn Pereira. Pereira soll in seine Heimatstadt Wien ziehen; Zürich, wo er fast zwei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte, sei ihm zu teuer.
Und seine Zukunft? Pereira ist 77, immer noch jünger als der Präsident der USA; einer beruflichen Zukunft steht also nichts im Wege. Warum nicht in Oman, Dubai, den Arabischen Emiraten oder in Saudiarabien? Dort ist viel Geld und viel Hunger nach Kunst.
Kontakte zu Saudiarabien hat er. Sie sind es, über die Pereira, als er Intendant der Mailänder Scala war, am Ende stolperte. Er wollte die Saudis, die er als potente Geldgeber für das lombardische Musiktheater gewonnen hatte, auch in den Verwaltungsrat aufnehmen. Das war dem Mailänder Bürgermeister dann doch zu viel: Man trennte sich schnell noch vor Ablauf seines Vertrags von Alexander Pereira. Auch in Salzburg, wo er kurzzeitig Intendant der Salzburger Festspiele war, trennte man sich vorzeitig von Pereira.
Ein Superstar war er eigentlich nur in Zürich. Hier schaffte er, was vor ihm keiner geschafft hatte: Dass das Zürcher Opernhaus zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens wurde. Mit seiner Mischung aus Charme, Frechheit und Charisma verlieh der dem Haus einen einzigartigen Glanz und Glamour. Opernhaus-Besuche wurden zum gesellschaftlichen Must. Jeder wollte mit Alexander Pereira bekannt oder befreundet sein.Plötzlich fluteten mächtige Männer das Haus, die nie freiwillig einen Fuss in ein Musiktheater gesetzt hätten. Alexander Pereira, der Baron aus Wien, war ein mächtiger Magnet. Seine Anziehungskraft hat er durch Gier und dumme Handlungen verloren. Die Hybris, die verdammte Hybris!